Metaethik
Die Metaethik analysiert die begrifflichen, sprachlichen, logischen-methodologischen und erkenntnistheoretischen Voraussetzungen, Werkzeuge und Resultate der Ethik. Um ein Beispiel zu geben, fragt sie etwa danach, was die Ethik überhaupt unter dem Grundbegriff "moralisch gut" versteht, den sie voraussetzt oder verwendet. Was versteht sie unter einer moralischen Regel oder Norm? Wie sieht ihre Sprache aus und wo nimmt sie sie her? Was versteht sie darunter, wenn sie uns sagt, dass etwas moralisch geboten, verboten oder erlaubt sei? Welche Begründungsmethoden verwendet sie für derartige Vorschläge? Hat sie überhaupt solche Begründungsmethoden oder "redet sie bloß aus dem Bauch heraus"? Gibt es da draußen in der Welt, wie es einen Baum gibt, auch Das moralisch Gute, das eine Moral und eine Ethik voraussetzen? Gibt es also moralische Tatsachen? Oder handelt es sich bei diesem Reden um das moralisch Gute und um moralische Tatsachen lediglich um eine Wortspielerei oder um eine Erfindung gewisser, weltfremder Theoretiker? Wie erkennt man Das moralisch Gute, das, was moralisch gut und erstrebenswert ist? Und so weiter.
Unsere bisher skizzierten Gedanken können wir nun wie folgt übersichtlich strukturieren:
- Ebene 0
Verhalten und Handeln (moralisch gut / moralisch mehr oder weniger gut / moralisch nicht gut): Ein Beispiel ist das Leisten einer aktiven Sterbehilfe bei einem Patienten, das heißt, das Töten eines Menschen in der Medizin, sei es heimlich durch eine Krankenschwester oder offenkundig durch einen Arzt. - Ebene 1
Moral (Moralsystem): Eine Regel davon ist zum Beispiel: Du sollst nicht töten! - Ebene 2
Ethik: Die obige Regel ("Du sollst nicht töten!") muss ein bisschen differenzierter betrachtet werden, als sie schon seit Jahrtausenden auf dem geduldigen Papier steht. Wenn ein normaler Bürger jemanden tötet, wird er des Mordes angeklagt und kommt ins Gefängnis. Denn es heißt ja seit Jahrtausenden, in den zehn Geboten und im Recht "Du sollst nicht töten!". Aber die Soldaten der staatlichen Armeen töten mit staatlicher, nationaler und internationaler Absicht und Unterstützung schon immer systematisch Menschen scharenweise, ohne dass diese Regel abgerufen wird. Zudem gibt es in der Medizin Fälle von furchtbarem und aussichtslosem Leiden, wo die leidende Person es ausdrücklich wünscht, dass .... usw. Also, sagen manche Leute: "Die aktive, ärztliche Sterbehilfe ist erlaubt, ja als ein Akt der Barmherzigkeit geradezu geboten". - Ebene 3
Metaethik: Halt, müssen wir einwenden! Was verstehen Sie unter Ihrem Wörtchen "Also", dessen Hintergrund Sie da als die Begründungsstrategie Ihrer Norm und Normierung unausgesprochen lassen? Steckt dahinter irgendein System der Logik und Argumentation? Welches? Bitte machen Sie es namhaft und zeigen Sie uns explizit auf dieser Wandtafel hier, dass Ihr Also in Ihrem Argument gemäß dieser Logik einen berechtigten Appell darstellt! Außerdem: Müssen wir dieses Logiksystem akzeptieren? Wir wollen das nicht. Denn wir haben unser eigenes Logiksystem, das dem Ihrigen überlegen ist. Ihm zufolge aber ist Ihr Also ein Fehlschluss.
Und nun? Offensichtlich kann jede Ethik hinterfragt und zum weiteren Nachdenken angeregt und befruchtet werden durch die Metaethik (→ http://www.metaethik.de).