Medizinethik
Dem bereits definierten Sinne des Ethikbegriffs entsprechend, ist die Medizinische Ethik, oder kurz, die Medizinethik die Bereichsethik für die Heilkunde. Sie hat die Moral des Arztes und des übrigen Gesundheitspersonals einerseits und die Forschungsmoral des medizinischen Wissenschaftlers andererseits zum Gegenstand. Einige Beispiele mögen ihren Problembereich verdeutlichen:
- Lebensanfang: Wann beginnt das menschliche Leben?
- Moralische Probleme der Stammzellenforschung, des Clonens u.ä.
- Unter welchen Bedingungen darf der Arzt eine Schwangerschaft unterbrechen?
- Wie weit darf der Arzt die Diagnostik treiben oder therapieren?
- Ethik des Arzt-Patient-Verhältnisses (Schweigepflicht, Wahrheit am Krankenbett u.ä.)
- Moralische Probleme der Organtransplantation;
- Moralische Probleme der Menschen- und Tierversuche;
- Zuteilung knapper Ressourcen im Gesundheitswesen;
- Ende des Lebens. Wann ist ein Mensch tot ? (Herztod, Hirntod, ganz tot ... ?);
- Ethik des Sterbens in der Medizin (Behandlungsabbruch, Todeszeitpunkt, Sterbehilfe u.ä.).
Wir haben jedoch auf der Seite Ethik gesehen, dass es eine ganze, unüberblickbare Menge von Herangehensweisen an solche Probleme geben kann und auch in der Tat gibt, was man als eine Pluralität der Medizinethiken bezeichnen kann, zum Beispiel evangelisch gefärbte, katholisch gefärbte, atheistische oder gar nihilistische, Albert-Schweitzer-gefärbte, utilitaristisch gefärbte Medizinethiken usw. Maßgebend für diese Pluralität ist nicht nur die Tatsache, dass die einzelnen Medizinethiker aufgrund ihrer jeweils eigenen, individuellen Sozialisation unterschiedliche Werte, Grundwerte, Motive und Weltanschauungen vermittelt bekommen, die dann auch ihre Ethikbrillengläser entsprechend färben. Darüber hinaus und viel bestimmender wird ihr Forschungshandeln beeinflusst durch die jeweilige Metaethik, über die sie verfügen oder vielleicht verfügen oder erst gar nicht verfügen, weil es sie noch gar nicht gibt. Die Personen, die sich über eine medizinische Metaethik Gedanken machen und sich damit beschäftigen, kann man an weniger als drei Fingern abzählen.